Neues aus der Verhütungswelt

Verhütung ja - Hormone nein?

Kondomautomat antik
Foto: Pixabay
12. April 2024 von Pressemitteilung

In unserer Arbeit im FFGZ bemerken wir ein immer stärker werdendes Interesse an Verhütungsmitteln, deren Wirksamkeit nicht auf synthetischen Hormonen basiert. Damit sind wir nicht alleine!

Kondom überholt Pille

Lange war "die Pille" die Vorreiterin bei den Verhütungsmitteln in Deutschland, war in der Verwendung aber schon nach und nach rückläufig. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erhebt alle 5 Jahre in einer repräsentativen Wiederholungsbefragung Daten zum Verhütungsverhalten Erwachsener. Erste Ergebnisse wurden Ende 2023 veröffentlich. Und siehe da: das Kondom hat "die Pille" als häufigstes Verhütungsmittel abgelöst. Mit 53 Prozent wird das Kondom erstmals seit 2007 deutlich häufiger als die Pille mit 38 Prozent zur Verhütung eingesetzt.

Viele Befragten haben das Absetzen der "Pille" mit den Nebenwirkungen begründet, es ist insgesamt eine kritischere Haltung zu hormonellen Verhütungsmitteln zu verzeichnen. Die Ergebnisse decken sich mit unseren Praxiserfahrungen.

Pressemitteilung der BZgA (Bundezentrale für gesundheitliche Aufklärung)

Erste Leitlinie zu nicht-hormoneller Verhütung erschienen

Aufgrund der sichtbaren Tendenz in Deutschland, hormonelle Verhütungsmethoden kritischer zu betrachten und auch hormonfreie Verhütungsmethoden in Betracht zu ziehen, wurden nun in der neuen AWMF-Leitlinie (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V.) zur nicht-hormonellen Empfängnisverhütung Handlungsempfehlungen formuliert. Auch das FFGZ Berlin e.V. war beratend in den Prozess der Erstellung dieser Leitlinie mit einbezogen.

Die Leitlinie sollen beratende und behandelnde Personen nutzen, um über hormonfreie Verhütungsmöglichkeiten aufzuklären und mit aktuellen Informationen zu versorgen.

Dabei werden Aspekte wie die Zuverlässigkeit einer Methode, die möglichen Nebenwirkungen inklusive der Umkehrbarkeit der Methode, die Akzeptanz der Methode und deren Verfügbarkeit (z.B. Kosten), aber auch mögliche Auswirkungen auf die Sexualität und Libido näher beleuchtet.

Folgende Verhütungsmethoden sind in der Leitlinie zu finden:

Methoden der „Natürlichen Familienplanung“ und intrauterine Verhütungsmethoden, wie die Kupferspirale. Ebenso besprochen werden Coitus interruptus (auch „Rauszieh – Methode“ genannt) und die „Laktationsamenorrhoe“ (Verhütungssicherheit während des Stillens eines Neugeborenen)

Und natürlich dürfen Barrieremethoden wie Kondome und innere Kondome, sowie Diaphragma und Portiokappen, über die wir auch im FFGZ informieren, nicht fehlen!

In der Leitlinie wird betont, dass die Vermittlung von Wissen zu Barriere-Methoden in der ärztlichen Fort- und Weiterbildung stärker beachtet werden sollte.

Jede der genannten Kontrazeptionsmethoden wird individuell ausführlich diskutiert, wobei Vorteile und Einschränkungen betrachtet und aufgelistet werden. Die Leitlinie umfasst 175 Seiten und eine Patientinnen- und Patientenversion ist derzeit in Arbeit.

Pressemitteilung zur Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.

Pressetext

Diese Pressemitteilung ist vom Feministischen Gesundheitszentrum in Berlin

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