Rebalancing

Rebalancing macht körperliche und emotionale Haltungs- und Bewegungsmuster sowie psychologische Einstellungen sichtbar, fühlbar und damit auch veränderbar. Es eröffnen sich neue Möglichkeiten des sich selbst Kennenlernens, der Entspanntheit und Lebendigkeit.

Die Behandlung umfasst in der Regel eine Serie von 10-15 Sitzungen und wird der individuellen Geschichte des Menschen und seiner aktuellen Situation angepasst. Es können auch Einzelsessions genommen werden. Eine Session dauert 1,5 bis 2 Stunden.

Autorin:
Petra Wiggin

Rebalancing ist eine Form von Körperarbeit, die aus individueller Körperanalyse, tiefer Arbeit am Bindegewebe und Gelenkmobilisierung besteht. Dieses Verfahren dient dazu, die eigene Körperstruktur weicher und flüssiger werden zu lassen und Verspannungen abzubauen. Letztere binden einen Großteil der Lebensenergie und schränken den Körper in seiner Funktionsfähigkeit und Bewegungsfreiheit ein. Es kann zu einer Vielzahl von Beschwerden kommen:

Kopfschmerzen, Migräne, Rückenschmerzen, Ischias, Schulter-Nacken-Syndrom, Kiefergelenkprobleme, Schlafstörungen, Verdauungsstörungen, Depressionen, Nervosität, Stress, psychosomatische Störungen.

Beschreibung der einzelnen Sessionabläufe im Rebalancing

Sitzung 1: Öffnung

Dies ist die Phase einer ersten Auseinandersetzung mit überwiegend äußeren Aspekten der körperlichen Wahrnehmung: Atmung, Bewegung, Kontakt zur Erde, Ausdruck.

Die Atmung nimmt in der ersten Begegnung einen breiten Raum ein. Schon bevor ich den jeweiligen Menschen bitte, es sich auf der Liege bequem zu machen, beobachte ich den Atem. Der ist meist verhalten, denn die Situation ist neu und ungewohnt. Ich spreche die Aufregung an und schon ist das Eis gebrochen. Aus dem Gespräch kann ich schon bald etwas über die Wünsche und Bedürfnisse, Einstellungen zum Körper, mögliche Beschwerden, die Biographie erfahren. Die verbalen Mitteilungen geben einigen Aufschluss, deutlicher ist jedoch die Körpersprache. Ich kann wahrnehmen: wo ist er verspannt, wo erscheint er unterversorgt, bedürftig und möchte erforscht und weiterentwickelt werden, welche Bereiche wirken lebendiger, was sagen die Proportionen aus, wie geht die Atmung, was ist mein subjektiver Eindruck dieses Menschen?

An dieser Stelle lasse ich gerne die Augen schließen, um die Aufmerksamkeit nach innen zu lenken und ermuntere dazu weiter den Atem fließen zu lassen, die Vorgänge im Körper zu beobachten, zu spüren und mitzuteilen. Das geht nicht immer fließend. Spüren, fühlen ist schwer genug und ungewohnt, das dann auch noch in Worte zu fassen, fällt vielen schwer. Aussprechen schärft jedoch die Wahrnehmung und fördert das Vertrauen in die Situation und es zeigt sich bald der Anfang des roten Fadens, der uns durch die Sitzung führen wird. Endlich geht es dann los! Erleichterung. Anfangs sind meine Berührungen weniger spezifisch als großflächig. Immer wieder kommt mir in diesem Zusammenhang das Bild einer Zwiebel, die geschält wird und tatsächlich stelle ich mir vor, den Menschen regelrecht „auszuwickeln“. Die Aufmerksamkeit ist beim Brustraum, der von mir durch gezielte Lockerung angeregt wird, Spannungen loszulassen, sich mehr zu öffnen und durchzuatmen. Die Behandlung des Zwerchfells, der großflächigen Brustmuskeln, der Muskulatur und des Gewebes um die Schulterblätter und den Nacken unterstützt die Öffnung. Ich ermutige immer wieder im Atemfluss zu bleiben und Gefühlen und Bewegung freien Lauf zu lassen. Warum auch immer, gerade das wird unterdrückt und erhält nun eine Chance aufzutauchen. Dies wird als befreiend erlebt und ist oft begleitet von energetischen Entladungen im ganzen Körper. Durch die speziell entwickelte Technik der Gelenklockerung, in Anlehnung an die Arbeit von Dr. Milton Trager, wird der Prozess unterstützt und integriert. Am Ende dieser Sitzung fühlt sich die Person in der Regel leichter, offener, energetisch geladen und mehr bei sich.

Sitzung 2: Erdung

Viele Menschen, die mit dem Wunsch nach mehr Körpergefühl den Weg auf den Massagetisch finden, bezeichnen sich selbst als verkopft, d.h. sie erfahren sich hauptsächlich auf der Gedankenebene und haben weniger Zugang zu ihrer Basisenergie, die aus dem Becken kommt. Es fällt ihnen schwer, aus dem Bauch zu leben und sie fühlen sich eher unsicher und kraftlos. Dies deutet immer auf mangelnden Kontakt zur Erde hin. Sie stehen zwar auf dem Boden, empfinden ihren Stand aber als wackelig. Ich kann häufig beobachten, dass die Kniegelenke durchgedrückt sind auf der Suche nach Halt, die Gesäßmuskulatur verkrampft, die Sprunggelenke unsicher und die Füße flach und dunkel gefärbt sind. Frage ich diesbezüglich nach, klagen fast alle Klienten über kalte Füße. Im Oberkörper ist oft zu sehen, wie der Körper versucht, die Unsicherheit im Unterbau zu kompensieren, und zwar im Schultergürtel. Dieses Phänomen nenne ich den „Kleiderbügeleffekt“. Der gesamte Körper wirkt wie aufgehängt im angestrengten Versuch, Stabilität zu erreichen. Tiefe Verspannungen in der Nackenmuskulatur, Einschränkung der Atemkapazität, sowie häufig auch Kopfschmerzen sind die indirekte Folge mangelnder Erdung.

Die Behandlung dieser Symptome kann nur wirksam werden, wenn ich die Ursache erkennen und dem Körper helfen kann, wieder auf die Füße zu kommen.

Ich beginne mit einer längeren Phase der Lockerung der Sprung-, Knie- und Hüftgelenke. Die schon erwähnte Technik ist inzwischen so verfeinert, dass ich bei der direkten Lockerung z.B. am Knie gleichzeitig den ganzen Körper in die Bewegung miteinbeziehen kann. Sie geht in sanften Schwingungen bis zum Kopf. Dies wird meistens als sehr angenehm empfunden, denn es führt zu einer spürbaren Entlastung der Wirbelsäule und Beruhigung des Nervensystems.

Im weiteren Verlauf kann ich durch gezielte Behandlung von Muskulatur und Gewebe um Sprung- und Kniegelenk, der Ober- und Unterschenkel und der Füße Verspannungen aufspüren. Diese können weh tun und mein Partner hat die Möglichkeit, mit diesem Schmerz durch Atmung, Ausdruck und Bewegung aktiv Kontakt aufzunehmen. Wir machen die Erfahrung, dass Verspannungsschmerz sich auflöst, wegschmilzt. Dabei ist die Einsicht wichtig, dass nicht der Bodyworker die Schmerzempfindung verursacht, sondern lediglich den bereits vorhandenen Schmerz fühlbar macht. Immer wieder wird gerade eine langsame und einfühlsame Massage der Füße als sehr angenehm empfunden, auch wenn es weh tut. Will ich mich vergewissern, frage ich einfach nach: Soll ich aufhören? Ist es zu viel? Sofort kommt die Antwort: Nein, bitte bleib! Entscheidend für die Öffnung dieses bereitwilligen Raumes ist, dass ich als Klient auf der Massageliege Festigkeit, Tiefe und Tempo der Berührung mitbestimmen kann. Es geht darum, alte Verspannungen und Abwehr gemeinsam abzubauen, nicht neue zu erzeugen.

Am Ende der zweiten Sitzung: Auf die Füße kommen, nachspüren, verbalisieren und dann auch gehen, d.h. die neue Erfahrung auch in Bewegung fühlen und umsetzen. Es wird mehr Kontakt zum Boden wahrgenommen, besserer Stand, Leichtigkeit im Gehen und eine deutliche Entlastung im Schultergürtel. Die Beine werden wieder als tragende Struktur empfunden und der ganze Körper kann mehr in sich ruhen.

Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass ich mich nicht mehr ausgeliefert fühle, nicht in der Opferrolle bin, wenn ich mich gerade in schmerzhaften Passagen einer Sitzung aktiv einbringe. Plötzlich ändert sich das Erleben, auch wenn der Schmerz sich nicht sofort auflöst. Es ist, als ob ich ihn passiere. Die Entspannung bekommt Tiefe.

Sitzung 3: Kontakt

Die Entdeckung des inneren Raumes.

Im Vordergrund steht jetzt die Befreiung der Körperseiten. Diese Sitzung hat auch den Untertitel: Vom Knie bis zum Ohr. Oft stellen wir fest, dass wenig oder kein Bezug zu den seitlichen Ebenen des Körpers vorhanden ist. Dabei spielen Muskulatur und Bindegewebe in diesem Bereich eine wichtige Rolle beim ständigen Bemühen des Körpersystems, sich entgegen der Schwerkraft aufrecht um die Wirbelsäule zu stabilisieren. Die Behandlung geht vom Becken aus, dessen äußere Muskulatur ich langsam mit tiefen Strichen dazu bewege, nachzugeben und zu entspannen. Die Berührung der großen Gesäßmuskeln erfreut sich großer Beliebtheit, denn hier sitzt so einiges, angesammelt über viele Jahre.

Diese Muskeln können dermaßen verklebt sein, dass sie sich gegenseitig in ihrer Funktion beeinträchtigen. Anschließend arbeite ich im Bereich zwischen Hüfte und Knie. Das breite Bindegewebsband, das Becken und Unterschenkel miteinander verbindet und uns seitliche Stabilität gibt, ist in den meisten Fällen sehr empfindlich. Ich lasse mir daher viel Zeit und warte geduldig, bis Spannung und Abwehr nachlassen können.

Die Arbeit vom Becken aufwärts führt über die Taille zum Brustkorb. Hier kann ich gezielt durch die Berührung der Atemmuskulatur Einschränkungen aufspüren und den verfügbaren Raum vergrößern helfen.

Schon mal was von Intercostalräumen gehört?

Die Muskeln, die dort sitzen, verbinden die Rippen miteinander und unterstützen die Atmung. Jeder kann selbst einmal mit dem Finger testen, wie sich diese Zwischenräume anfühlen, besonders in Richtung Achselhöhle und Schulter. Mit Elementen aus der Gelenklockerung und gezielter Behandlung der vielfältigen Muskelansätze bringe ich auch in diesen komplexen Bereich mehr Freiraum. Die Befreiung des Schultergürtels ist oft mit Erinnerungen an Stress, ein Übermaß an Verantwortung und Sorgen begleitet.

Mit dem Ausstreichen der seitlichen Hals/Nackenlinie von der Schulter bis zum Ohr beende ich die dritte Sitzung.

Im Stand zeigt sich das Ergebnis durchaus auch äußerlich: Die Person steht aufrechter, atmet tiefer, hat wesentlich mehr seitlichen Spielraum von den Knien bis zu den Schultern aufwärts, sie fühlt sich größer.

Das Pensum der 3. Sitzung ist so umfangreich, dass wir uns inzwischen für die Arme und Hände gesondert Zeit nehmen. Diese Teile des Körpers gehören zwar nicht direkt zur tragenden Struktur, jedoch werden sich auch hier Verspannungen manifestieren, wenn z.B. Schultergürtel und Nacken unter Stress leiden. Die Berührung von Armen und Händen, die Lockerung der Gelenke wird immer wieder als erleichternd und sehr angenehm empfunden.

Sitzung 4: Kontrolle

Mit Beginn dieser Phase fassen wir zum ersten Mal die Körpermitte ins Auge. Strukturell gesehen ist die horizontale Ausrichtung des Beckens von großer Bedeutung. Diese wird bestimmt durch die kompakte Muskulatur der Beine, insbesondere der Oberschenkel, Verspannungen und Fehlhaltungen in den unteren Extremitäten verhindern, dass das Becken frei Schwingen kann. Die daraus resultierende Einschränkung setzt sich im Oberkörper bis zum Kopf fort. Zudem machen sich Konditionierungen im Beckenraum, der Tabuzone, stark bemerkbar. Insbesondere Schamgefühle auf Grund von Moralvorstellungen und traumatischen Erfahrungen können zu tiefen Verspannungen in der Muskulatur führen, die sich dem willentlichen Einfluss des Menschen auf Dauer entziehen. Hier hat sich gezeigt, dass als Hilfestellung in einem beginnenden Bewusstwerdungsprozess eine gezielte Arbeit an der Struktur des Körpers angebracht sein kann. Das Stichwort Kontrolle als Überschrift für diesen Abschnitt hat in diesem Zusammenhang eine doppelte Bedeutung: Wir berühren tiefe Muskel- und Bindegewebsschichten, um einerseits unerwünschte Kontrolle – als Folge von Scham oder Angst – hier im Beckenbereich auflösen zu helfen, da sie zur Starrheit, Inflexibilität und somit zu Unlebendigkeit führt, andererseits aber auch im positiven Sinne, um die Kontrolle der Muskulatur im Bereich unserer Körpermitte wiederzuerlangen, die uns unser Er-Lebenspotential verfügbar machen kann.

Zu Beginn der 4. Sitzung finden die Unterschenkel zunächst besondere Beachtung. Mehr Gefühl und Wahrnehmung dort führt zu mehr Kontakt zur Erde, was wiederum ein größeres Vertrauen bewirkt. Auf diese Weise bereite ich den Boden für ein mögliches Loslassen in tieferen Schichten im Beckenraum selbst und um das Becken herum. Ich bearbeite Fußgewölbe, Sprunggelenk und Wadenmuskulatur, so dass dann der Übergang zu den empfindlichen Innenseiten der Oberschenkel vorbereitet ist. Die dort befindlichen Muskeln, die Adduktoren, sind direkt am Becken befestigt. Eine behutsame und langsame Behandlung gibt der gesamten Beininnenseite mehr Spielraum. Die Erfahrung zeigt, dass die Befreiung der Beinmuskulatur sich direkt auf das Becken auswirkt: Es schwingt leichter, fühlt sich weiter und größer an. Wir können oft beobachten, dass infolgedessen auch sofort der Oberkörper, insbesondere im Schulter- und Nackenbereich, mehr loslassen kann.

Sitzung 5: Zentrierung

Während wir als Vorbereitung das Becken wieder fühlbar gemacht haben, schauen wir uns jetzt sozusagen seinen Inhalt genauer an. Um die Arbeit zu erleichtern, bitten wir darum, vorher nichts zu essen. Die Kontaktaufnahme mit dem Bauch geht wesentlich leichter, wenn er nicht voll ist.

Wir können bei Haustieren wie Katzen und Hunden beobachten, dass sie uns als Zeichen ihres Vertrauens ihre Bauchseite zuwenden und sich dort sogar oft genüsslich kraulen lassen. Wenn die Massage am Bauch einfühlsam, langsam und vorsichtig ausgeführt wird, so ist sie auch für den Menschen eine genussvolle und entspannende Erfahrung, oft die erste dieser Art (man sollte es kaum glauben). Die Bauchdecke hat nicht nur die Funktion, die inneren Organe zu stützen und an ihrem Platz zu halten, sondern spielt auch eine wichtige Rolle in vielen Bewegungsabläufen.

Besonders im Zusammensein mit den tief im Körper verlaufenden Rumpfbeugern (Iliopsoas-Muskel) hat das Maß ihrer Flexibilität großen Einfluss auf unsere Fortbewegung: Auch die Bauchmuskulatur ist am Becken befestigt und je flexibler sie ihre Aufgaben wahrnehmen kann, desto freier kann das Becken schwingen. Wie bereits erwähnt, arbeitet auch die Bauchdecke direkt mit einer anderen Muskelgruppe, ihrem Antagonisten, zusammen: Iliacus und Psoas (zusammen Iliopsoas genannt) dienen als Verbindung zwischen Wirbelsäule und Oberschenkel sowohl zur Unterstützung der Fortbewegung als auch als unterstützendes Element für die aufrechte Körperstruktur. Oftmals sind diese Muskeln so verspannt, dass das Becken regelrecht fixiert ist, und zwar in einer sehr ungünstigen Position: Es kippt nach vorne, der untere Rücken wird zum Hohlkreuz und die Bauchdecke kann die inneren Organe nicht mehr halten und wölbt sich nach vorne – das Enten-Phänomen. Wenn das Becken nicht mehr frei schwingen kann, kommt es zu einer permanenten Überanstrengung der Beinmuskeln, die den Körper mühsam voranziehen müssen. Sie werden auf Dauer hart und unelastisch und es bildet sich ein regelrechtes Syndrom mit Schmerzen in der Rückenmuskulatur, die noch irgendwie versucht, den Stress auszugleichen.

Zusammengefasst hat unsere Arbeit in der 5. Sitzung folgende Aspekte:

  • Belebung der Bauch und inneren Muskeln
  • Entspannung der Eingeweide
  • Befreiung des Beckens von oben durch Berührung tiefer Muskelschichten
  • Zentrierung der körperlichen Wahrnehmung

Sitzung 6: Aufrichtung

Noch lässt uns das Becken nicht los. Zu Beginn dieser Sitzung bette ich meine Klienten bequem in der Bauchlage, denn Ziel meiner Bemühungen sind zunächst die starken Gesäßmuskeln. Hier „sitzen“ viele Verspannungen und tiefe Striche durch die kompakte Muskulatur sind nicht immer nur angenehm, letztlich aber immer sehr befreiend. Unter diesen erreiche ich anschließend die Rotatoren, eine Muskelgruppe, die für die Drehung des Beins im Hüftgelenk zuständig ist. Bisher gehaltene Energien können abfließen und dies bringt mehr Empfindung und damit Bewusstheit für das untere Becken und führt in Kombination mit gezielter Atmung und Bewegung auch immer zu einer Entspannung der Beckenbodenmuskulatur. Sanfte Arbeit am Steißbein und Kreuzbein harmonisiert die oft starke körperliche Erfahrung und schließt diesen Teil der Session ab.

Wenn der Unterbau des Körpers flüssiger und freier wird, schiebt sich der Oberkörper entgegen der Schwerkraft nach oben. Wie in einem Teich, in den ein Kiesel geworfen wird, setzt sich der Impuls vom Becken aus nach oben fort und erreicht, bevor wir dort gearbeitet haben, Rückenmuskulatur und Zwerchfell und macht die dort versteckten Verspannungen erst recht spürbar und der Körper wartet regelrecht darauf, dass er auch hier tief berührt wird.

Der jahrelange Missbrauch gerade der Rückenstrecker hat die bei vielen Menschen sehr hart gemacht. Oft kann man sie als Stränge auf beiden Seiten der Wirbelsäule heraustreten sehen, während die Wirbelfortsätze, normalerweise sichtbar, ganz verschwunden sind. In extremen Fällen ist die Belastung derartig groß, dass sich die Wirbelsäule verkrümmt. Derartige Verformungen sind durch Massage kaum zu beheben, aber wir können auch hier Impulse setzen, die das Körpersystem dazu ermutigen, langsam loszulassen. Die Atmung geht tiefer, der innere Raum wird als weiter erlebt, Ausdehnung auch nach wird wieder möglich und eine neue Balance stellt sich ein.

Sitzung 7: Bewusstwerdung

Die Arbeit an den oberen Köpersegmenten Hals, Nacken, Kopf, Gesicht steht in direktem Zusammenhang mit den vorigen Sitzungen, deren Absichten bereits erläutert wurden: wir möchten die begonnene Aufrichtung nach oben hin vollenden und bewusst werden lassen. Nach einer erneuten Aktivierung des Atems wird sich die Arbeit in der 7. Sitzung zunächst auf die Nackenwirbelsäule und ihre benachbarten Partien konzentrieren.

Fast immer ist das Gewebe verhärtet sowie verschiedene Muskelgruppen miteinander verklebt, was die Wirbel nach vorne zieht und Nacken und Hals daran hindert, über der Köpermitte zu stehen und mit den Schultern eine funktionale Einheit zu bilden.

Die straffen äußeren Strukturen werden vorsichtig „ausgewickelt“ und dann die tiefer liegenden Muskelverbindungen zwischen Kopf und Schultergürtel gezielt bearbeitet, um ihnen mehr Länge und Volumen zu geben. Dadurch können sich Nackenwirbel optimaler ausrichten und der Kopf sich aus seiner nach vorne geschobenen Position wieder aufrichten. Wenn er nach vorne verschoben gehalten wird, ist der Energiefluss eingeschränkt, Halsschlagader und Nackenarterie sind eingeengt und die Muskulatur rächt sich mit Schmerzen.

Richten sich Hals und Nacken auf, vermittelt dies der Klientin neben einem Gefühl des Wachseins und der Befreiung auch ein neues Gespür für ihr Inneres und oft zeigen sich unvermutete Regungen im Gesicht und in den Augen.

Der Hals funktioniert wie ein Resonanzrohr, in dem die von Bauch und Brust aufsteigenden Gefühle schwingen und über das Gesicht ausdrücken.

Wir wenden uns der Mundregion zu. In der Kaumuskulatur, der kräftigsten im Körper, liegen viele Gefühle versteckt, die mit unterdrückten Bedürfnissen nach Beißen, Schreien, Toben eng verbunden sind. Oft löst bereits eine leichte Massage starke Reaktionen aus.

Die Arbeit am Gaumen, am Zahnfleisch, am Mundboden und an der Zunge sind für den Klienten sehr ungewohnt und manchmal auch unangenehm. Deshalb lassen wir uns hier viel Zeit. Verspannungen in dieser Region beeinträchtigen immer eine freie Artikulation.

Überraschend ist auch immer wieder die tiefe Arbeit in den Nasenhöhlen, bei der sich viel Schleim lösen kann und sich durch die leichte Dehnung ein bis dahin nicht gekanntes Raumgefühl im Kopf einstellt.

Jetzt bearbeiten wir die Region rund um die Augen. (Um den oft starken Verspannungen in dieser Region gerecht zu werden, haben wir für alle Fälle eine spezielle Sitzung nur für die Augen entwickelt, in der wir sehr langsam und behutsam alle Muskeln rund um den Augapfel von Spannungen befreien.)

Abgeschlossen wird die 7. Sitzung mit einer Massage der restlichen Gesichtsmuskulatur, über die der mimische Ausdruck funktioniert. Die Massage des Gesichts und der Kopfhaut wirkt äußerst entspannend.

Nach dieser Sitzung kann man sagen, dass der gesamte Körper bearbeitet worden ist. Die Oberfläche ist ausreichend ausgewickelt, die innere Muskulatur hat sich gelöst und die Balance zwischen außen und innen beginnt sich zu zeigen. Chronische Verspannungen haben sich gebessert und Kompensierungen wurden bewusst gemacht.

Sitzung 8-10: Integration

Die letzten Sitzungen haben die Integration der vielfältigen neuen Impulse zur Aufgabe, damit sie soweit wie möglich im Bewusstsein verankert werden. In Anbetracht der gesamten Struktur der Klientin müssen wir entscheiden, welche Teile noch weiter bearbeitet werden, damit sich am Ende eine befriedigende Einheit ergibt. Da diese Sitzungen einen zusammenhängenden Charakter haben, sich individuell orientieren und weniger einem allgemeinen Muster folgen, beschriebe ich sie nicht getrennt voneinander.

Wenn sich der Klient von Fuß bis Kopf im Spiegel anschaut, so wird er entscheiden, ob es notwendig ist, z.B. am Unterkörper zu arbeiten, um der oberen Hälfte zu helfen oder umgekehrt.

Dies nimmt im allgemeinen die 8. und 9. Sitzung ein in der 10. konzentrieren wir uns auf alle Gelenke, um die optimale Bewegungsfähigkeit mit einzubringen.

Steht der Mensch dann jeder seiner Bewegungen auch wach gegenüber, wird das Leben zu einem kontinuierlichen Energiefluss, der den Körper beständig frisch organisiert.

Danach....

Der Prozess wird sich fortsetzen. Viele Klienten kommen regelmäßig zurück, um sich weiterhin Unterstützung zu holen. Das eröffnet die Chance, gemeinsam die Sessions auf die individuellen Bedürfnisse abzustimmen.

Wir machen allerdings auch die Erfahrung, dass viele unter ihnen zunächst meinen, eine Sitzungsreihe in Rebalancing wirke wie eine einmalige Behandlung, nach der dann alles wieder im Lot sei. Diese innere Einstellung entspricht der allgemeinen Tendenz, die Verantwortung für das eigene Wohlbefinden doch wieder nach außen zu verlagern. In diesen Fällen wird die Wirkung der Körperarbeit nur kurzfristig sein.

Entspringt sie jedoch einem inneren Bedürfnis nach Selbsterkenntnis, kann sie ein ganzes Leben verändern.

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Anbieter:innen Rebalancing:

Petra Wiggin
Samasara Institut
32479 Hille

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