Die Empfindungs- oder Sensationsmethode nach Sankaran
Moderne Homöopathie
"Wir sollen frei sein, unseren wirklichen Auftrag zu erfüllen" sagt Jutta Schoppe, die seit mehr als 20 Jahren im Dienst der Klassischen Homöopathie unterwegs ist.
"Die Sensationsmethode ermöglicht in meiner Arbeit manchmal noch deutlicher als die bekannte Vorgehensweise ein wirkliches Vordringen zur allgemeinen Idee des Menschen. Während der Anamnese führt mich der Patient/ die Patientin zur Ursubstanz seines oder ihres Heilmittels aus den drei Naturreichen - das ist ungeheur spannend - denn nach dieser Theorie kennt einzig der Mensch selbst seine ureigene Medizin - als Behandlerin bin ich deshalb Hebamme und Begleiterin - nicht mehr und nicht weniger..."
Ich verstehe zunächst mal nicht so richtig, worum es geht - und pirsche mich mit Fragen heran.
1. Was sind die hier genannten Naturreiche?
Der Begriff "Naturreich" wird in der Naturheilkunde, insbesondere auch in Homöopathie und Antroposophie, für die verschiedenen Lebensbereiche lebendiger Wesen benutzt. So gibt es verständlicherweise das Reich der Pflanzen, der Tiere und das der Mineralien.
Sankaran teilt den "Reichen" unterschiedliche Hauptthemen zu:
- Dem Naturreich der Pflanzen ordnet er Empfindsamkeit und Reaktionsfähigkeit verbunden mit der Grundfrage "Was berüht mich?" zu.
- Dem Reich der Tiere wird das Thema des Überlebens und die damit verbundene Frage "Wer berührt mich?" zugeordnet.
- Den Mineralien gehört das Thema der Struktur und die Frage "Was fehlt mir?"
2. Und wie wird die Mittelfindung mit den Naturreichen verbunden?
Jutta Schoppe: Beim ausführlichen Beschreiben der Hauptbeschwerden führt der Patient sich selbst und mich als seine Begleiterin in das entsprechende Naturreich und damit zur Essenz seines Heilmittels.
3. Wie sieht bei dieser Art das homöopathische Erstgespräch aus? Gleicht es einer typischen homöopathischen Erstanamnese ?
Jutta Schoppe: "Ja und nein: Natürlich schildert die Patientin zunächst ihre aktuellen Beschwerden und erzählt ausführlich die dazu gehörende Geschichte. Nachdem dies getan ist, konzentriert sich meine Aufmerksamkeit auf die Hauptbeschwerde, die ich mir so genau wie möglich beschreiben lasse. Dieses freie Erzählen führt in den allermeisten Fällen schon in das jeweilge Naturreich. So taucht plötzlich eine sogenannte nicht-menschliche Empfindung auf - an dieser Stelle ist oft der Eingang zum Naturreich erkennbar."
4. Wie kann die auch noch so genaue Beschreibung, sagen wir eines Kopfschmerzes, in ein Naturreich gehören?
Jutta Schoppe:"Während des Gespräches beharre ich immer wieder auf einer genauen Beschreibung der Hauptbeschwerde - auf diese Weise gelangen wir über kurz oder lang (und lang kann wirklich lang sein....) zu einer Empfindung, die dem Wesen der Erkrankung sehr nah kommt und die in ihrer Art eben nicht-menschlich ist. So wird ein Schmerz plötzlich nadelspitz wie von Zähnen, eine Hautempfindung juckend oder stachelig, ein Nervenzucken flirrend, schillernd wie ein Schmetterlingsflügel, eine Kopfempfindung wie von einem Stein beschrieben.
Ich lasse mir diese besondere Empfindung immer wieder beschreiben und erklären - so schält sich dann langsam nicht nur das Naturreich, sondern auch das passende Mittel heraus. Mit dieser Beschreibung ist häufig zusätzlich eine spezifische und irgendwie besondere Geste oder Handbewegung verbunden. In dieser Kombination zeigt sich typischerweise die Essenz und damit das Heilmittel."
Die tiefe, nicht-menschliche Empfindung verbunden mit einer deutlichen Geste oder Handbewegung weist den Weg zum Mittel. Sankaran beschreibt dies, als hätten wir Menschen uns einen Teil aus einem anderen Naturreich "geliehen", der in Disharmomie führt. Diesen Teil und damit die Ur-Essenz der persönlichen Disharmonie zu Tage zu bringen bedeutet, Heilung zu finden.
5. Das hört sich sehr einfach an.....Ist es das?
Jutta Schoppe (schüttelt energisch den Kopf): Nein, diese Methode erfordert einen großen Erfahrungsschatz, denn es ist wie häufig eine echte Kunst, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden. Zu erfassen, wann mir ein Mensch von einer mittelweisenden Empfindung erzählt und nicht von einem für ihn sehr relevanten Gefühl, ist eine Kunst, die auf Erfahrung basiert.
Außerdem eignet sich auch diese Methode nicht für alle gleich: Menschen gehen, Vögel fliegen, Fische schwimmen...manchmal ist es hilfreicher, traditionell klasssisch zu arbeiten, weil es aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist, den freien Raum der Empfindung miteinander zu betreten.
6. Wieso heißt die Methode "Sensationsmethode"?
Jutta Schoppe: "Weil die Suche nach der eigentümlichen"sensation" (= engl) oder Empfindung das Kernstück ausmacht. Nichts anderes suchte Hahnemann natürlich auch - Sankaran hat der Klassischen Homöopathie die Naturreiche und die Empfindungsmethode zugeordnet."
7. Wie suchst und findest Du dann das Mittel?
Jutta Schoppe: "Die Empfindung beschreibt das zentrale Mittel bis ins Detail genau - natürlich müssen dann auch die anderen vom Patienten vorgebrachten Aspekte zur Grundidee passen. Das überprüfe ich dann bei der Auswertung genau."
Mich erinnert die Methode ein wenig an eine schamanische Reise - ohne Trommel zwar und ohne die ausdrückliche Absicht, eine Reise zu tun. Es ist aber tatsächlich eine Reise zu "meinem" Heilmittel, das, homöopathisch dynamisiert und aufbereitet, Heilung initieren kann und wird.
Als ehemalige langjährige Homöopathin glaube ich: Hahnemann wäre begeistet von dieser Methode.
Literaturhinweis:
Sankaran, Die Empfindung in der Homöopathie
Ein Artikel von
Jutta Schoppe
33602 Bielefeld
Ravensbergerstr. 39
juttaschoppe1@web.de
homoeopathie-schoppe.jimdofree.com
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